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2. Weltkrieg: Die Schweiz bleibt verschont

1939 - 1945
Während des 2. Weltkrieges ist die grenznahe Lage für das Rheintal wesentlich bedrohlicher als im ersten. Damals bekamen weder die Bevölkerung noch die Schweizer Grenzwachtruppen etwas von dem blutigen Gemetzel auf den Schlachtfeldern Frankreichs, Belgiens, Norditaliens und Russlands mit. Auch von der prekären Versorgungslage war nur die so genannte Heimatfront betroffen. Jetzt ist die Situation grundlegend anders: Der Luftkrieg trägt den Krieg in fast jeden Winkel Europas, und niemand ist vor den Bombardements der Alliierten wirklich sicher. Ab 1943 können die Rheintaler immer häufiger die schweren Bomberstaffeln beobachten, die Dörfer und Städte nördlich und östlich des Bodensees im Visier haben. In der ganzen Schweiz ordnet der Bundesrat die nächtliche Verdunkelung an, damit das Land nicht irrtümlich zum Ziel eines Bombenangriffs werde.

Spione im Auftrag der Deutschen
Noch grösser als die Furcht vor alliierten Bomben ist die Angst vor einer Invasion deutscher Truppen. Obwohl die Schweizer Grenze gut geschützt scheint und sich die Armee gut auf einen möglichen Angriff vorbereitet hat, ist die wehrhafte Festung Schweiz, die die Deutschen abschreckt, eine Illusion, die sich noch Jahre nach dem Krieg hartnäckig hält. Später haben Historiker die einstige Sachlage analysiert und festgestellt, dass Nazi-Deutschland bereits vor Kriegsausbruch die präzise Lage jedes Verteidigungsbaus im Rheintal kannte. Die deutsche Abwehr hatte dank ihren Spionageaktivitäten am Boden und aus der Luft jeden Bunker, jede Panzerblockade und jede Kaserne identifiziert. Dabei halfen ihr auch Schweizer Bürger, die für Nazi-Deutschland spionierten. Obgleich viele von ihnen entdeckt und zu langen Haftstrafen verurteilt wurden, war der angerichtete Schaden immens. Fest steht: Die Wehrmacht hätte das Rheintal im Handstreich einnehmen können, falls sie es gewollt hätte. Warum sich das Hitlerregime die Schweiz nicht einverleibte, ist bis heute Gegenstand von Spekulationen.

Am bedrohlichsten wird es für die Schweiz in der ersten Hälfte des Jahres 1942. Das dritte Reich erreicht zu jener Zeit seine grösste Ausdehnung über Europa. Einzig die Schweiz bildet eine kleine neutrale Lücke im weitgehend nationalsozialistisch besetzten Europa. Danach verzeichnet Hitlers Armee erste Niederlagen: in Nordafrika wird General Rommel von den Engländern geschlagen, und der Russlandfeldzug wächst sich – wie schon bei Napoleon – zum Trauma aus. Die Wehrmacht ist an allen Fronten so eingebunden, dass keine Truppen mehr für einen Angriff auf die Schweiz freigestellt werden könnten.

Das soziale und wirtschaftliche Leben in Balgach ist auch im 2. Weltkrieg stark eingeschränkt. Weil der Treibstoffe rationiert ist, schnallen die daheim gebliebenen Bauern wieder Pferde vor die Pflüge. Motorfahrzeuge werden von der Armee requiriert. Im Rahmen der vom Bundesrat initiierten Anbauschlacht werden Wiesen und andere brach liegende Flächen zu Äckern umgewandelt. Und es gelingt auch in diesem Krieg, die Bevölkerung mit genügend Lebensmittel zu versorgen, selbst wenn sie sich ein wenig einschränken muss.


Bild: Generalmobilmachung im 2. Weltkrieg.
Generalmobilmachung 2. Weltkrieg