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Balgachs Mühen mit den Herren

1600 - 1800
Die Balgacher Bürger, wie die Rheintaler überhaupt, zeigen sich im Lauf der Geschichte immer wieder widerspenstig gegenüber den herrschenden Eliten. Besonders die Einwohner auf dem Land gewinnen immer mehr Selbstvertrauen. Sie lassen sich nicht mehr alles gefallen und wehren sich für ihre Rechte. Ihre Skepsis gegenüber Beschlüssen der weltlichen und geistlichen Obrigkeiten wächst. Ab dem ausgehenden 17. Jahrhundert häufen sich die Beschwerden sowohl von Seiten der Bürger als auch der Obrigkeiten.

Balgach verweigert Gehorsamseid
Wenn ein neuer Abt oder ein Vogt sein Amt antritt, müssen ihm die Untertanen Gehorsam schwören und ihm huldigen. Zu diesem Zweck reisen die Herren jeweils in die Dörfer, um den Treueschwur und die Ehrerbietungen entgegenzunehmen. Balgach fühlt sich gegenüber anderen Orten oft benachteiligt und legt beim Schutzherrn Zürich Beschwerde ein. Hin und wieder verweigert es gar den Gehorsamseid. So etwa 1676, als in St. Gallen ein neuer Abt und im Rheintal ein neuer Vogt eingesetzt werden. Alle Rheintaler Gemeinden kommen der Pflicht nach, untertänigste Gefolgschaft zu schwören, nur Berneck und Balgach nicht. Die Herren ziehen gedemütigt wieder ab. Diesmal aber werden die Höfe zur Verantwortung gezogen: Die Herren erklären sie der obrigkeitlichen Gnade für unwürdig, entziehen ihnen neben vielen Freiheiten auch das Recht, Wein zu keltern, und brummen ihnen eine hohe Geldstrafe auf. Sieben Leute werden ins Gefängnis geworfen. Tags darauf bitten die Vertreter der zwei Dörfer die Obrigkeit um Vergebung und schwören Wiedergutmachung und Treue. Ihre Bussfertigkeit macht sich bezahlt: Sie erhalten ihre Freiheiten und Rechte wieder, die Geldstrafe wird reduziert und die Verhafteten werden auf freien Fuss gesetzt.

Spottgedicht auf einen noblen Herrn
1730 beschwert sich der Besitzer eines oberhalb Balgachs liegenden Herrensitzes beim Landvogt, weil die Bürger des Dorfes sich weigern, ihm Wasser von ihrer Hofquelle abzugeben. Er habe die Balgacher stets an seinem Eigentum teilhaben lassen, und nun legten sie ihm so viele Steine in den Weg, jammert er. Und hält nachdrücklich fest, dass "man weit und breit keine so störrigen, verbitterten Gemüter antreffe, wie in Balgach". Mit Hilfe einiger hochrangiger Freunde baut er sich schliesslich heimlich eine Leitung. Zwei Jahre später wird die Zuwiderhandlung entdeckt, worauf es im Dorf beinahe zu einem Volksaufstand kommt. Die Balgacher verklagen den Herrn beim Landvogt und bekommen Recht: die Leitung muss abgebrochen werden. Der Herr und seine noblen Freunde werden später in einem Balgacher Spottgedicht verewigt. Verschiedene Dokumente und Beschwerden schildern ihn als anmassend und gewalttätig, seine Freunde als bestechlich und gewissenlos.