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Die Schifflistick-Industrie erobert Balgach

1880
1863 erfindet der Uzwiler Isaak Gröbli die Schifflistickmaschine, die in den folgenden Jahrzehnten die mechanische Stickerei massgeblich beeinflusst. Der Fortschritt liegt in der neuen Handhabung der zwei Fäden, die beim Sticken gebraucht werden. Die Nadel, die den Faden führt, sticht tief in den Stoff und zieht sich dann leicht zurück, so dass der Faden eine Schlaufe bildete. Durch diese Schlaufe wird der zweite Faden mittels einer schiffchenförmigen Kapsel geschossen. Daher der Name Schifflistickmaschine. Für den Sticker hat das den Vorteil, dass er die Nadel nicht neu einfädeln muss. Weil es sich um einen regelmässigen Ablauf handelt, kann die Maschine von einem Motor angetrieben werden - zunächst mit Wasser und Dampf, später mit Petroleum, Dieselöl und Strom. Der Antrieb erlaubt es zudem, Maschinen bei Bedarf zu verlängern und so die Zahl der Nadeln zu erhöhen.

Jahrelang interessiert sich kaum jemand für Gröblis Erfindung. Erst 1884 installieren Jakob und Johann Weder in einem Gebäude, das sie an der Mühlackerstrasse 18 errichtet haben, 12 Schifflistickmaschinen. Eine Dampfturbine mit 5 PS sorgt für den Antrieb. Es ist die erste echte Stickereifabrik in Balgach. Um sich von der Zulieferindustrie unabhängiger zu machen, kaufen die Brüder eine Zwirnmaschine mit 160 Spindeln. Lange ist ihnen der Erfolg jedoch nicht vergönnt. 1890 gerät die Stickerei in eine Krise: wegen verschärfter ausländischer Schutzzölle und neuer Modetrends sinken die Exporte. 1891 müssen die Gebrüder Weder die Tore ihrer Fabrik schliessen.

Erste Stickautomaten mit Lochkarten
Erst um 1900, als die Krise abgeklungen ist, gelingt der mechanischen Stickerei der definitive Durchbruch. Die ersten Unternehmer wagen den Wiedereinstieg in die Schifflistickerei und profitieren davon, dass die Maschinen inzwischen technisch stark verbessert worden sind. In Balgach entstehen erneut grössere Etablissements, in denen 12 und mehr Schifflistickmaschinen rattern. Grossfabriken für die Stickerei gab es jedoch nie. Einen entscheidenden Fortschritt in der mechanischen Stickerei bedeuten die Stickautomaten, die nach der Vorgabe einer Lochkarte arbeiten. In Balgach hält eine dieser modernen Maschinen 1910 Einzug. 1922 sind im Dorf insgesamt 124 Stickmaschinen registriert, zwei Drittel davon Lochkarten-Automaten. Die Maschinen sind im Besitz von 27 Unternehmern. Der grösste unter ihnen ist Ferdinand Metzler, in dessen Fabrik allein 30 Stickautomaten betrieben werden.


Bild: Weber arbeiten nach den Vorgaben einer Lochkarte an Schifflistickmaschinen.
Schifflisticker