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Die Geschichte von Balgach

Vom Ursprung – 890
Balgach wird erstmals 890 in einer Urkunde als Palgaa erwähnt. Im Dokument werden die Bodennutzung geregelt und der umliegende Forst als königlicher Bannwald ausgeschieden. Die Bauern des Hofes Balgach – es sind Alamannen, welche die romanisierte Bevölkerung verdrängt haben - führen ein entbehrungsreiches Leben. Ab 1166 treten die Edlen von Balgach in Erscheinung. Sie amten als Ministerialen der Freiherren von Sax. Die Saxer gebieten über den vom Weinbau dominierten Hof Balgach bis 1347. In diesem Jahr verkaufen sie die Hoheitsrechte über den Hof an das Kanonissinnenstift in Lindau. Nachdem das Rheintal 1490 unter die Oberhoheit der eidgenössischen Orte gekommen ist, wird 1510 die Fürstabtei St. Gallen Besitzerin der Vogtei Balgach. Nach und nach erhalten die Hofleute mehr Rechte.

Zur Eigenständigkeit – 1798
Der Weg zur Eigenständigkeit eröffnet sich mit der französischen Revolution. Nach der Bildung des neuen Kantons St. Gallen 1803 werden die Politischen Gemeinden in ihrer modernen Form geschaffen. Das Chaos und die Wirren der vorangegangenen Jahre nehmen ein Ende. 1833 ist der Loskauf von den Zehntenlasten beendet. Damit verschwindet ein feudales Überbleibsel und Balgach kann eine zeitgemässe Finanzverwaltung aufbauen. In der Landwirtschaft gelingt es, grössere Erträge zu erzielen, indem das „Isenriet“ auf die Dörfer und dort unter die Hofgenossen verteilt wird.

Zum Wohlstand – 1870
Ab 1800 setzt sich die Handstickerei als Heimindustrie durch. Mit der Handstickmaschine erweitern sich die Verdienstmöglichkeiten. Die Einführung der Schifflistickmaschine und des Stickautomaten verschiebt die Haupteinnahmequelle vom Bauernhof ins Sticklokal und die Fabrik. Balgach wird zum Stickerdorf. Die Bevölkerungszahl wächst, neue Quartiere werden erschlossen, Gas und Elektrisch kommen auf, die Wasserversorgung ermöglicht Hygiene und Feuerbekämpfung, eine Strassenbahn übernimmt den Nahverkehr.

Durch Kriege und Krisen – 1914
Nach dem 1. Weltkrieg bricht der Export von Stickereien vollständig zusammen. Schulden und Arbeitslosigkeit bedrücken die Familien. Die jungen Leute suchen schweizweit und im Ausland Arbeit und Verdienst.
1921 erhalten die Menschen neue Perspektiven, als das Unternehmen Heinrich Wild, Werkstätte für Feinmechanik und Optik entsteht. Die Familie Schmidheiny wirkt als Motor der wirtschaftlichen Neuorientierung.

In die Gegenwart - 1945
Die Wild Heerbrugg AG steht im Zentrum der wirtschaftlichen Entwicklung und bleibt über Jahrzehnte der eigentliche Lebensnerv der Gemeinde. Balgach gelingt es gemeinsam mit den anderen Rheintaler Gemeinden, den vermeintlichen Nachteil der Randlage in eine Stärke zu verwandeln. Die Schaffung des Industriegebietes Wegen ist Ausdruck für die Ansiedlung von neuen Gewerbe- und Industriebetrieben. Balgach wird zu einem starken Industriestandort. Dank Investitionen in die örtliche und regionale Infrastruktur und seinem tiefen Steuerfuss ist Balgach nicht nur ein attraktiver Arbeits-, sondern auch ein beliebter Wohnort.


Ernst Nüesch, 26.03.13
Alter Dorfteil Balgach