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Sedici Mesi - Sechzehn Monate

Lageplan

1944. Giuseppe Vaglio ist dreiunddreissig, Familienvater, Schreiner in einem kleinen Dorf in Norditalien. Durch die Schrecken des Krieges wird er Fluchthelfer, denunziert, verhaftet, eingesperrt, ins KZ Mauthausen verschleppt. Sechzehn Monate spater schafft er es in sein Dorf zuruck. Fabio Andina, preisgekronter Schriftsteller und Enkel jenes Mannes, zeichnet ein literarisches Denkmal. 

 

Als Mitte des letzten Jahrhunderts ganz Europa im faschistischen Wurgegriff erstarrte und man Andersdenkende, Andersglaubige und Anderslebende systematisch verfolgte, einsperrte und wie Ungeziefer vernichtete, wurde es fur Menschen, die jenen Unterdruckten halfen, lebensgefahrlich, nicht nur fur sie, sondern auch fur ihre Familien.

 

Es wuchs ein System der gegenseitigen Uberwachung, der Denunziation. Nachbarn wurden zu stillen Informanten. Man beglich so offene Rechnungen, zahlte heimlich zuruck, sonnte sich im Gefuhl der scheinbaren Macht, ohne zu merken, wie sehr man sich in Abhangigkeiten verstrickte. 

 

Der kleine italienische Ort Cremenaga liegt zwischen dem Lago di Lugano und dem Lago Maggiore, direkt an der Grenze zur Schweiz. Dort lebte Giuseppe Vaglio, der Grossvater des Schriftstellers Fabio Andina, mit seiner Drei-Generationen-Familie und lebte von seinem Schreinerhandwerk.

 

1943 begann er Menschen, vor allem Juden, die vor den Grausamkeiten der Faschisten fliehen mussten, uber die Grenze, durch den Fluss Tresa, einen Fluchtweg in die Schweiz zu finden. Ein ebenso risikoreiches Unternehmen fur Fluchtende und Fluchthelfer. Am 5. Marz 1944 wurde Giuseppe Vaglio, verraten durch Nachbarn aus dem Dorf, von der SS festgenommen, zuerst in verschiedene norditalienische Gefangnisse gesteckt und spater ins osterreichische Konzentrationslager Mauthausen uberfuhrt. Nach Monaten der Misshandlung und Zwangsarbeit wurde er anfang Mai 1945 von us-amerikanischen Truppen befreit und gelangte zu Fuss und als Passagier am 6. Juli 1945, sechzehn Monate nach seiner Verhaftung, wieder in sein Dorf. 

 

Als Giuseppe Vaglio in sein Dorf zuruckkehrte, war er ein anderer, gezeichnet von seinen Erlebnissen, in prekarem psychologischem Zustand. Man schwieg weitgehend in der Familie uber jene Zeit und was damals passierte. Und als Giuseppe Vaglio im Alter von funfundsiebzig Jahren starb, war Fabio Andina, sein Enkel, zwolf und interessierte sich wenig fur das, was damals geschehen war. Erst viel spater, mit Hilfe Grossvaters "Arbeitsbuch fur Auslander" begann Fabio Andina Recherchen uber jene sechzehn Monate anzustellen, Recherchen, die daraus nicht nur einen ausserst lesenswerten Roman werden liessen, sondern die Heimatgemeinde seines Grossvaters veranlasste, mit einer Skulptur im Dorf an die Taten jener zu erinnern, die Fluchtenden halfen und all jenen, die dafur mit viel Schmerz und Leid bezahlen mussten. 

 

"Sechzehn Monate" erzahlt aus wechselnden Perspektiven von den Tagen der Verhaftung bis zu jenem Tag, an dem Giuseppe Vaglio zu seiner Familie zuruckkehrte. Eine Reise ins Ungewisse, fur ihn immer hart am Tod, fur seine Frau und seine Familie im permanenten Strudel von Verzweiflung, Angst und drohender Hoffnungslosigkeit. Ganz offensichtlich ging es Fabio Andina nicht darum, eine moglichst detailgetreue Nacherzahlung jener dunklen Monate zu evozieren. Fabio Andina empfindet nach, was in den Herzen seiner Grossel- tern passiert sein musste. Er lebt mit Literatur ein Leben nach, zeichnet mogliche Spuren. Er tut dies mit aller Behutsamkeit und dem grossen Respekt an Menschen, denen man keine Wahl liess, die man auch nach 1945, nach dem Zusammenbruch des Tausendjahrigen Reiches sich selber uberliess, ohne ihnen zu Lebzei- ten fur das erduldete Leid einen Funken von eben jenem Respekt zu zollen. "Sechzehn Monate" ist eine Liebeserklarung an die Kraft der Liebe! (Quelle: Rotpunktverlag und Literaturblatt.ch) 

 

Ganz schon nachdenklich und gleichzeitig auch stolz ist der Froschkonig auf diese Begegnung.


Fabio Andina war schon im Vorjahr, zusammen mit Lorenzo Custer auf Grunenstein. Seine wunderbare Gabe zur Darstellung von Gefuhlen ist sicherlich vielen in Erinnerung. Und die Geschichte seines Grossvaters ist auch mit den Geschichten, welche uns am 12.9.25 uber P26 prasentiertt werden, unmissverstandlich verbunden. 

Kontakt

Froschkönig Kulturverein Schloss Grünenstein