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Die Rheintalstrecke wird eröffnet

1858
Am 30. Juni 1858 wird die Rheintalstrecke der Vereinigten Schweizerbahnen eröffnet. Die Einweihung wird zum Fest: Die Menschen strömen in Massen zu den festlich geschmückten Bahnhöfen, um die Eisenbahn zu bestaunen. Der Zug ist am Morgen im Bahnhof St. Gallen gestartet und hat zum ersten Mal die Schienen nach Chur unter die eisernen Räder genommen. Seine Fahrt durch das Rheintal gleicht einer Triumphparade: Überall wehen Fahnen, an den Bahnhöfen schiessen Grenadiere Salut und jubeln die Menschen dem Zug mit den beiden Lokomotiven "Splügen" und "Helvetica" an der Spitze zu.

In Balgach dürfte die Stimmung allerdings nicht so ausgelassen gewesen sein. Der Frust, dass das Dorf von den Nachbarn regelrecht ausgebootet worden ist, sitzt noch tief. Manche Balgacher dürften bereits erkannt haben, was das für die künftige Entwicklung ihres Dorfes bedeutete. Denn Bahnhöfe sind Kristallisationspunkte der wirtschaftlichen und städtebaulichen Entwicklung. Industrieunternehmen siedeln sich in ihrer Nähe an, um möglichst direkt von dem neuen leistungsfähigen Verkehrsmittel Eisenbahn profitieren zu können. Balgach droht hier ins Abseits zu geraten.

Das Wirtschaftszentrum rückt zum Bahnhof
Der wirtschaftliche Entwicklungssprung, den die Eisenbahn für das Rheintal einläutet, wirkt sich dennoch auf das Dorf aus. Dank der Trockenlegung des Riets beim Streckenbau erhalten die Balgacher Bauern mehr Landwirtschaftsfläche und können ihre Felder praktischer bestellen. Und das ökonomische Zentrum Balgachs rückt in die Nähe des Bahnhofs Heerbrugg. Alles in allem ist die Eisenbahn ein riesiger Fortschritt, der das Rheintal aus dem Mittelalter in die Moderne katapultiert.


Bild: Beim 150-jährigen Jubiläum der Rheintalstrecke im Jahr 2008 wurde die Originalformation des Zuges wieder auf die Schienen gestellt.
Erste Eisenbahn Rheintal