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Die geteilte Kirche von Balgach

1529 - 1826
Die Konfessionsspaltung zwingt viele Rheintaler Dörfer zu improvisieren. Manche müssen wegen ihres knappen Geldbeutels auf Kirchenneubauten verzichten. So auch Balgach. 1634 zählt das Dorf etwa 350 Einwohnerinnen und Einwohner. 169 von ihnen, knapp die Hälfte, bilden die reformierte Kirchgemeinde, neben Widnau die kleinste im Rheintal. Im Sinne des Landfriedens beschliesst man in Balgach, dass die bestehende Kirche von beiden Konfessionen genutzt werden solle. Dazu wird sie quasi zweigeteilt: Das Kirchenschiff erhält in der Mitte eine Schranke aus Vorhängen und Mobiliar. Sowohl auf der katholischen als auch auf der reformierten Seite gibt es eine Kanzel, einen Altar und einen Taufstein. Der Gottesdienst und die Messe werden zeitlich strikt getrennt abgehalten. Erst 1826 bekommen die Katholiken Balgachs eine eigene Kirche, die sie mit einem geschmackvollen Zwiebelturm ausstatten.

Konfessionelle Machtspiele
In Balgach streiten sich die Konfessionen auch um die Zuteilung politischer Ämter. Im Landfrieden, der 1712 zum vierten Mal revidiert wird, sind für das Dorf acht reformierte, aber bloss vier katholische Richter dokumentiert. Zudem enthält er die Bestimmung, dass sich ein katholischer Hofammann bereits nach einem Jahr der Wiederwahl stellen muss, ein evangelischer hingegen nach zwei Jahren. Diktiert wird diese Regel von den Ständen Zürich und Bern. Abgesehen davon bemüht man sich im regelmässig erneuerten Landfrieden, die Rechte und Pflichten unter den Konfessionen möglichst gerecht zu verteilen. Vereinzelt beklagen sich katholische Pfarrer, Hofammänner und Kirchenpfleger jedoch über ungerechte Behandlung. In einem erhaltenen Dokument beschweren sie sich auch über den Druck, der auf sie von reformierter Seite aus ausgeübt wurde, damit sie den Landfrieden unterschreiben.


Bild: Die reformierte und die katholische Kirche Balgachs um 1904.
Evangelische und katholische Kirche Balgach 1904