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Der Rhein wird reguliert

1893 - 1923
Obwohl Balgach nicht unmittelbar in der Risikozone des hoch gehenden Rheins liegt, wird das Dorf immer wieder Opfer der recht häufigen Rheinnöte. Der Bau der Eisenbahn beruhigt die Lage etwas. Weil der hoch aufgeschüttete Bahndamm zwischen den Dörfern und dem Rhein durchgeführt wird, wirkt er wie ein Deich gegen das Hochwasser. Trotzdem kommt es nach wie vor zu Überschwemmungen, die jetzt auch den Bahndamm gefährden. Der Damm steht streckenweise auf recht unsicherem Terrain, nämlich auf dem weichen Boden des Riets, das von unzähligen Wasserläufen durchzogen und stark versumpft ist. Kein Wunder, ruft die Bevölkerung immer wieder nach einer Trockenlegung des Riets.

Am 27. März 1893 fasst die Schweizer Bundesversammlung den Entschluss, den Rheinlauf mit zwei Durchstichen um 10 Kilometer zu verkürzen und zu begradigen. Im Rheintal reagieren die Menschen mit Erleichterung. "Der Freude über dieses nunmehr beschlossene grosse Erlösungswerk wurde dadurch Ausdruck verliehen, dass abends 6 Uhr von allen Kirchtürmen eine Viertelstunde lang feierliches Glockengeläute ertönte", vermerkt ein Protokoll. Im Rahmen eines Staatsvertrags schliessen sich die Schweiz und Österreich zusammen, um das grosse Werk gemeinsam in Angriff zu nehmen. Die Frage der Finanzierung und der jeweiligen Beteiligungen sorgt zuerst für Diskussionen, wird aber bald gütlich gelöst. Auch die Errichtung zweier Brücken südlich von Balgach ist umstritten. Sie werden schliesslich zwischen Widnau und Diepoldsau sowie Balgach und Diepoldsau gebaut. Balgach verpflichtet sich, eine schnurgerade Strasse bis nach Schmitter zu erstellen, die heutige Rietstrasse.

Der Binnenkanal wird gebaut
Nach sieben Jahren Bauzeit wird am 6. Mai 1900 der Durchstich zwischen Fussach und dem Bodensee fertig gestellt. Um das Rheintaler Riet zu meliorieren, wird zwischen 1894 und 1904 ein Binnenkanal gegraben, der die meisten Wasserläufe aus dem Riet aufnimmt und bei St. Margrethen in den alten Rhein abgibt. Der Diepoldsauer Durchstich verzögert sich wegen des ersten Weltkriegs um mehrere Jahre und wird erst 1923 realisiert. Um die riesigen Bauarbeiten effizient bewältigen zu können, wird eine Schmalspur-Eisenbahnlinie verlegt, die Bahn der internationalen Rheinregulierung, heute im Volksmund „Rhy-Zügli“ genannt. Sie wird heute als Museumsbahn samt Dampflokomotive betrieben.

Die Rheinregulierung bedeutet für Balgach und alle anderen Dörfer des Rheintals das Ende der gefürchteten Rheinhochwasser.


Bild: Für die umfangreichen Arbeiten bei der Rheinkorrektion wurde eigens eine Bahnlinie gebaut.
Rheinregulierung im Rheintal um 1900